Gerd Käfer wird Wiesn-Wirt
[Aus dem Buch "Qualität aus Leidenschaft" Die Geschichte des Unternehmen Feinkost Käfer (1930-2014) /
Agentur für AutoBiografien, Dr. Barbara Hillen, Bonn]
Es war mal wieder der Zufall! 1971 erhielt Gerd Käfer die Erlaubnis, eine kleine Hähnchenbraterei auf dem Oktoberfest zu eröffnen. Aber mal von Anfang an ...
Im Sommer 1971 saß Gerd Käfer einmal bis in die frühen Morgenstunden mit Alfred Wurm, Geschäftfsführer der Münchner Modewoche sowie später auch des Münchner Filmfestes, und dem dritten Bürgermeister Albert Bayerle zusammen, als dieser ihn fragte, ob er kurzfristig anstelle eines Gastwirtes auf dem Oktoberfest einspringen könne, nachdem dieser verstoben war.
Gerd Käfer kannte Wurm und Bayerle schon lange und hatte kurz zuvor beim Banküberfall in der Prinzregentenstraße unter Beweis gestellt, dass er in brenzligen Situationen die Nerven behalten konnte. Bis dato hatte er nicht ernsthaft darüber nachgedacht, Wiesn-Wirt zu werden. Die 1960er-Jahre hatten im Hinblick auf den Party Service noch im Zeichen von Hummer und Kaviar gestanden. Deftige bayerische Küche kannte man vor allem auf dem Nockherberg, sollte sich aber in 70er Jahren zum kulianrischen Trend entwickeln.
Gerd Käfer ließ die Chance, die sich ihm unverhofft bot, nicht ungenutzt. Wenige Stunden nach dem Gespräch fand er sich auf dem Rathaus ein, wo er seine offizielle Bewerbung einreichte und die Formalien geklärt wurden. Die Tage danach glichem einem unvergleichlichen Countdown: Käfer blieben noch 14 Tage, und er hatte weder ein Zelt oder mobiles Haus für die Bewirtung, noch war er sonst in ingendeiner Weise vorbereitet.
Für beide Seiten, die Stadt, die dringend einen Ersatzwirt suchte, wie auch für Gerd Käfer war der unverhoffte Beginn auf dem Oktoberfest ein Glücksfall. Wirtschaftlich bedeutete der neue Status als Wiesn-Wirt für Gerd Käfer zunächst Investitionen und gleichzeitig einen enormen Aufschwung: Das Oktoberfest war von Anfang an eine Goldgrube und brachte Prestige und Umsatz. Umgekehrt verschaffte Gerd Käfer dem größten Volksfest mehr Glamour und prominente Gäste. Vor 1971 gab es Hendl, eine Ochsenbraterei, Brezen und Bier, sodass es ein Leichtes für Gerd Käfer war, mit knusprig gebratener Ente oder saftigem Rehrücken und vielen eigens für die Wiesn produzierten Gaumenfreuden dem Publikum zu zeigen, dass auch ein Volksfest mit Systemgastronomie ohne Eintönigkeit in der Küche möglich war. Traditionell muss sich jeder Wiesn-Wirt immer wieder neu bei der Stadt bewerben. Käfer tut dies Jahr für Jahr.
Mit unglaublichem Fleiß und Ehrgeiz vollbrachte Gerd Käfer das Kunststück, von 1971 bis 1973, direkt vor dem Hofbräuhaus-Zelt eine kleine Gastronomie mit 80 Sitzplätzen aufzubauen. Dieses Holzhaus, das innerhalb von von 2 Wochen von einer 40 Mann starken Truppe dafür errichtet wurde, diente Käfer zwei Jahre lang als Standort. Im Vergleich zu den anderen Wiesn-Wirten waren die Einnahmen, die Käfer am Ende eines jeden Tages zur Bank brachte, gering und beliefen sich auf täglich ca. 20-30 Tausend DM.
1973 zog er um in eine Randlage in die Nähe der Bavaria, wo er sich für die kommenden Jahre ein Expansion vorstellen konnte. Selbst für Oktoberfest-Verhältnisse war zu Beginn der 1970er-Jahre dieser Standort relativ ruhig. Käfer schaffte es trotzdem, die Menschen anzuziehen, u.a. in dem er Gamsbraten servierte. Damit zog er sich 1979 zwar Zorn von Naturschützern zu. Doch er ließ sich nicht entmutigen, denn in einem Punkt war er im Vorteil: Durch die Randlgae und den offziellen Status als "Hühnerbraterei" durfte er länger ausschenken als andere. Vor allem aber erreichte er die Ausnahmekonzession durch Beziehungen und Charme, wie er selbst sagte. Die Ausnahmekonzession von damals hat noch heute Bestand: Die Bierzelte schließen um 23:30 Uhr, und nur die Käfer Wiesn-Schänke und das Weinzelt haben laut Konzession bis 1:00 Uhr nachts geöffnet.
Bis heute 2022 - mit 2 Jahren des Aussetzens - geben Michael und Clarissa Käfer mit Susanne Geimann, Andreas Schinharl und dem kompletten Team alles für zwei perfekte Käfer-Wiesn-Wochen! Qualität aus Leidenschaft!